Was können wir als Immobilienmakler, Projektentwickler und Betreiber einer innovativen Bauplattform auf dem Heinze Klimafestival lernen? Welche Impulse gibt‘s für nachhaltiges Bauen und Sanieren, wie gelingt die Bauwende und welche Kontakte können wir knüpfen? Das wollten Regina Burchardt und ich, Markus Beese, der für „Grünes Bauen“ zuständige Mitarbeiter und Kommunikator bei Burchardt Immobilien, wissen.
In diesem Jahr fand das Heinze Klimafestival vom 2. bis 4.11.2022 in Düsseldorf statt und wir haben uns, klimafreundlich, in den ICE nach Düsseldorf gesetzt. Zwei volle Tage 8 Stunden lang pausenlos komprimiertes Wissen standen auf dem Programm – das wir nahezu inhalierten, sodass uns abends ganz schön die Köpfe rauchten.
Der Weg hinein: ein Klimakatastrophen-Tunnel
Das Heinze Klimafestival ist eine Veranstaltung für Architekten, Planer und Interessierte des Bauens mit Klimabezug. Und so war bereits der Zutritt der AltenSchmiedehalle in entsprechender Szenerie: Um zum Veranstaltungsareal zu kommen, mussten wir im wahrsten Sinne des Wortes die derzeitige Klimakatastrophe durchschreiten – das Hochwasser im Ahrtal, Sturmschäden und Dürre waren an großen Leinwänden zu sehen. So war der Rahmen gespannt, um was es hier geht – unser Beitrag zur Rettung des Klimas.
Bauen und Klima: zwei, die miteinander klarkommen müssen
Den Einstieg in den Tag liefert die Keynote von Univ.-Prof. Dr.-Ing. Lamia Messari-Becker, die noch einmal die Klima-Rahmendaten in den Kontext des Bauens brachte.
Im Laufe des Tages habe ich viele Vorträge gehört und gesehen, z.B. dass der Gebäudebestand besser genutzt werden muss, um zusätzliche Räume freizumachen oder im Umkehrschluss nicht bauen zu müssen.
Eines ist schon relativ bekannt: Abriss und Neubau, auch wenn es mit der neuesten Technik und den verträglichsten Materialien erfolgt, ist viel ressourcenaufwendiger als die Ersparnisse im Vergleich zu einer sinnvollen Sanierung. Hier liegen 80 % der möglichen Einsparungen verborgen. Und wenn man bedenkt, dass die Gebäude aus den 1960er bis 1990er Jahren ca. 60% des Bestands ausmachen, liegt hier ein gewaltiges Verbesserungspotenzial.
Doppelter Gewinn fürs Klima: Alternativen zu Tropenholz
Natürlich waren zahlreiche Hersteller vertreten, die ihre Produkte vorstellten. Beispielsweise zeigte Kebony, wie sie aus schnellwachsendem, auch einheimischem Kiefernholz ein Hartholz produzieren können, nämlich mithilfe eines Bioalkohols aus Bioabfällen. So kann Tropenholz ersetzt werden, denn das soll doch bitte dort verwendet werden, wo es am besten wirkt: als CO2-Speicher im Amazonas.
Steuern statt Schleppen: Robotik am Bau
Es waren auch viele Forschende aus Universitäten eingeladen, um aus verschiedenen Projekten zu informieren. So konnte ich einen Eindruck gewinnen, wie Robotik auf einer Baustelle eingesetzt werden kann, um einfache, immer wiederkehrende Arbeiten abzunehmen. Das bedeutet, dass unsere Fachkräfte auf dem Bau ihr Potenzial ausschöpfen können und nicht Zeit und Kraft mit dem Schleppen von Baumaterial vertun müssen. Eine tolle Möglichkeit, um den Fachkräftemangel abzufedern, oder?
Wiederverwendung von Material: cradle to cradle
Als elementarer Bestandteil der Lösung für die Baubranche wird die zirkuläre Betrachtungsweise der Ressourcen betrachtet. Das Schlagwort cradle to cradle bezeichnet die andauernde Wiederverwendung über einen Lebenszyklus hinaus.
Das ist nur durch eine konsequente Erfassung und Katalogisierung verwendeter Bauteile und Materialien an den Bauwerken möglich. Plattformen zur Aufbewahrung dieser Daten gibt es mit z.B. Madaster oder Concular bereits.
Kommunikation und Kosten: So gelingt der Shift zur Nachhaltigkeit
Darüber hinaus wurde beim Kongress natürlich auch mit Fragen gerungen: Wie kann man eine schnelle und konsequente Durchdringung im Markt erreichen? Natürlich mit Kommunikation, aber auch die Kosten sind eine der wichtigsten Schrauben für eine schnelle Veränderung. Warum kosten nachhaltige Produkte mehr als die konventionellen? Hier muss man als Gesellschaft, aber auch als Unternehmerschaft, Mitnahmeeffekte verlagert und der Preisspiegel muss zugunsten der Nachhaltigkeit gedreht wird. Klingt logisch, ist aber ein weiter Weg. Packen wir’s an!
Im weiteren Verlauf habe ich meine Erkenntnisse vertieft. Beispielsweise mit dieser Übersicht:
Probleme beim Bau
Energie
Emissionen
Materialverfügbarkeit
Abfall (verbaute Plastik/Asbest)
drastisch/vorübergehend
essenziell
essenziell
essenziell
Sehr interessant und erhellend waren die Vorträge zur Gebäudebegrünung und zum Wassermanagement. Für mich als Stadtbewohner gab es hier verschiedene Aha-Momente, die sofort meinen Aktivismus befeuert haben.
So auch der letzte Vortrag, dem ich beim Klimafestival beiwohnen konnte: Zum Thema Kreislaufwirtschaft durfte ich Impulsvorträge von Bernhard Bauske, WWF Deutschland, hören und von Prof. Dr. Michael Baumgart vom Leuphana Universität Lüneburg, der mit solch einer Leidenschaft, Inbrunst und Humor referiert und gestritten hat. Das hat mich nachhaltig beeindruckt.
Seine Aussage: Die Zeit, über CO2-Neutralität zu sprechen, ist längst vorüber – wir müssen besser sein, CO2 wieder aus der Luft holen, Fassaden entwickeln, die Feinstaub filtern – ansonsten verbessert man nur das Schlechte.
Das ist zwar noch Utopie, doch danach gilt zu streben!
Nachlese(n) und Vorfreude
Leider konnten wir nicht bis zum Ende des Festivals vor Ort bleiben und somit ist mir der Vortrag von Hannes Jaenicke entgangen. Den werde ich mir aber auf der Festival-Website https://klimafestival.heinze.de noch ansehen. Und alle anderen Workshops und Vorträge, die ich nicht besuchen konnte, auch. 😊
Auf der Heimfahrt und die Tage danach gab es einiges zu verdauen. Viele Impulse werden wir in unserem Unternehmen aufnehmen, unsere Kunde entsprechend beraten. Unsere Bauprojekte, etwa in Bötzow, sind bereits im KfW Effizienzhaus 40 EE Standard gebaut.
Den Termin für das Klimafestival 2023 habe ich bereits vorgemerkt: 26. bis 27. September 2023 in Berlin.